Vorgeschichte und Antike

Die Gegend um Holst­hum weist auf­grund von archäo­lo­gi­schen Fun­den Spu­ren von Besied­lung seit der Alt­stein­zeit auf. Aus der Jung­stein­zeit wur­de eine Arm­schutz­plat­te und ein durch­bohr­ter Anhän­ger gefun­den. Eine Besied­lung in der Bron­ze­zeit ist durch bron­ze­ne Arm­rin­ge und dem Frag­ment eines Zier­ban­des aus Gold­blech nach­ge­wie­sen.

Inner­halb der Gemar­kung Holst­hum lie­gen meh­re­re spät­rö­mi­sche Sied­lungs­stel­len und Brand­grä­ber­fel­der. In den Jah­ren 1991 bis 1993 wur­de ein römi­scher Guts­hof (vil­la rusti­ca) aus­ge­gra­ben. Die dabei frei­ge­leg­ten Grund­mau­ern, ein voll­stän­dig erhal­te­ner Kel­ler­raum mit einer noch heu­te funk­tio­nie­ren­den Drai­na­ge und eine Viel­zahl von Fun­den ver­mit­teln den Ein­druck einer impo­san­ten Anla­ge. Es han­delt sich um eine Vil­la mit Front­por­ti­kus und Eck­ri­sa­li­ten. Im nord­west­lich gele­ge­nen Eck­ri­sa­lit befand sich der Badetrakt.

Rekon­struk­ti­ons­ver­such der Gebäu­de­front (B. Kremer)

Zu den inter­es­san­tes­ten Fun­den bei der Aus­gra­bung der Vil­la gehör­ten dün­ne Bron­ze­stan­gen mit Ein­ker­bun­gen, sowie Schröt­lin­ge aus Bron­ze, die zur Münz­prä­gung ver­wen­det wur­den. Ver­mut­lich han­delt es sich, wie andern­orts auch belegt, um eine offi­zi­ell gedul­de­te Münz­pro­duk­ti­on aus der Zeit um 275 n. Chr. Wei­te­re archäo­lo­gi­sche Fun­de deu­ten dar­auf hin, dass die Vil­la bis etwa Mit­te des 4. Jahr­hun­derts bewohnt und wie Münz­fun­de bele­gen, noch in früh­frän­ki­scher Zeit genutzt wor­den ist.

Mittelalter und Neuzeit

Holst­hum wird in den Quel­len erst­mals 869 als «Holz­heim» erwähnt. Der Fran­ke Leofrid schenk­te zu die­sem Zeit­punkt der Abtei Ech­ter­nach ein Land­gut in Holz­heim. Um 1100 erschien die Sied­lung Holz­heim im Ech­ter­na­cher Pro­zes­si­ons­ver­zeich­nis als «Hol­zem». Die­se Form des Orts­na­mens ist im Mosel­frän­ki­schen Dia­lekt nach wie vor gebräuch­lich. In einem bischöf­li­chen Visi­ta­ti­ons­pro­to­koll aus dem Jah­re 1570 ist die Rede von einer Kapel­le in «Holzthump», ab 1772 setz­te sich als schrift­li­che Bezeich­nung Holst­hum durch.

Die Dör­fer Schank­wei­ler und Holst­hum bil­de­ten gemein­sam einen Hof mit ins­ge­samt 21 Stock­gü­tern. Die Stock­gü­ter waren unteil­bar und wur­den durch leib­ei­ge­ne Bau­ern bewirt­schaf­tet, ver­erbt jeweils nach dem Aner­ben­recht an das ältes­te Kind.

Herr­schaft­li­ches und wirt­schaft­li­ches Zen­trum des früh­mit­tel­al­ter­li­chen Hofes Holst­hum war der Fron­hof (auch Mei­er­hof genannt). Hier­hin lie­fer­ten die höri­gen Bau­ern ihre Abga­ben. Der Flur­na­me «in der Burg» zeugt von einem ehe­ma­li­gen befes­tig­ten Haus an der Prüm, an der Stel­le der heu­ti­gen Gast­stät­te zur Brü­cke. Die Burg muss man sich als fes­tes, in Stein errich­te­tes Haus vor­stel­len. Die Burg hat sich mög­li­cher­wei­se aus einer Brü­cken­zoll­stel­le ent­wi­ckelt. Der Hof Holst­hum gehör­te spä­tes­tens um 1400 den Her­ren von Bour­scheid, deren Sitz die nörd­lich von Die­kirch gele­ge­ne Burg Bour­scheid war. Holst­hum wur­de durch den im Ort wohn­haf­ten Mei­er ver­wal­tet.

Als Grund­hö­ri­ge hat­ten die Holst­hu­mer ver­schie­de­ne Abga­ben zu leis­ten. Der Holst­hu­mer Sal­zehnt wur­de 1211 an die Niko­laus­ka­pel­le in Ech­ter­nach über­tra­gen. Einem Zehnt­ver­zeich­nis aus der Zeit um 1480 zufol­ge wur­de der Zehnt zu Holst­hum und Schank­wei­ler ans St. Georgs-Hos­pi­tal zu Ech­ter­nach abge­lie­fert. An Fron­ar­bei­ten hat­ten die Holst­hu­mer Bau­ar­bei­ten, Brief­fro­nen (Boten­diens­te), Wagen­fro­nen und Wein­fuh­ren zu leis­ten. In gewis­sen Zei­ten bedeu­te­ten die aus­wär­ti­gen Fron­ar­bei­ten zwei­fels­frei Mög­lich­kei­ten, dem All­tag zu ent­kom­men und ent­spre­chend Rei­sen zu unter­neh­men. Nach geta­ner Arbeit wur­den die Unter­ta­nen ver­kös­tigt. Bei Boten­gän­gen gab es Ver­pfle­gung mit Sup­pe und Gemü­se, bei den Wein­fuh­ren erhiel­ten die Fuhr­leu­te Fleisch und Bier, nach geta­ner Arbeit auch Bir­nen­brand. Spä­ter wur­den die Fron­diens­te nur noch mit Geld abge­gol­ten. Die Stock­guts­be­sit­zer hat­ten auch Heer­fol­ge zu leis­ten. Eine 1627 fest­ge­hal­te­ne Mus­te­rungs­rol­le hält die Anzahl der Wehr­fä­hi­gen, das jewei­li­ge Alter und die Waf­fe im Besitz der Leu­te fest.

Im 15. Jahr­hun­dert war die Fami­lie Wei­her von Nicke­nich Inha­ber der Herr­schaft Bour­scheid. Durch Hei­rat gelang­te die Herr­schaft 1496 in den Besitz der Fami­lie von Met­ter­nich-Som­mer­berg, 1699 starb die­se Linie aus und Bour­scheid ver­erb­te sich an die Met­ter­nich-Mül­len­ark. Hugo Franz Wolf von Met­ter­nich ver­kauf­te 1753 die Herr­schaft Bour­scheid aus finan­zi­el­len Grün­den an Demoi­sel­le Con­s­tance de Mathe­lin de Rol­ley, woge­gen Met­ter­nichs Nich­te Maria The­re­sia von Eltz-Roden­dorf erfolg­reich klag­te und schliess­lich vier Fünf­tel an der Herr­schaft gericht­lich zuge­spro­chen erhielt. Sie hei­ra­te­te Baron Franz Lud­wig Schenk von Schmidt­burg vom Schloss Gemün­den und war die letz­te Inha­be­rin der Herr­schaft Bour­scheid.

Die Baro­nin liess Holst­hum durch Johann Domi­nik Laeis ver­wal­ten, der 1769 die Holst­hu­mer Glas­hüt­te begrün­de­te und 1789 das soge­nann­te Schloss Holst­hum erbau­en liess. Die Glas­hüt­te bedeu­te­te für die Holst­hu­mer Stock­gü­ter ein Ärger­nis. Der Schmelz­ofen schluck­te Unmen­gen von Holz, die Wege wur­den über­mäs­sig genutzt und die zahl­rei­chen Glas­ar­bei­ter ver­ur­sach­ten im Dorf ein­schnei­den­de struk­tu­rel­le Ver­än­de­run­gen. Die Ange­stell­ten der Glas­hüt­te unter­la­gen kei­ner­lei unter­tä­ni­gen Pflich­ten, bezo­gen aber trotz­dem Holz aus den Gemein­de­wäl­dern. Das Unter­neh­men Glas­hüt­te war den ein­ge­ses­se­nen Bewoh­nern von Holst­hum ein Dorn im Auge. Nach 1774 rich­te­ten die Unter­ta­nen Holsth­ums schliess­lich eine Kla­ge­schrift an die Baro­nin von Schmidt­burg ein.

Die Glas­hüt­te Holst­hum pro­du­zier­te von 1774 ‑1813/1814 und von 1842 ‑1848/49 und hat­te bis zu 100 Mann beschäftigt.

Die Foto­mon­ta­ge zeigt links die gesam­te Anla­ge, wie sie vor ihrer Zer­stö­rung 1942 aus­ge­se­hen hat. Impo­sant der Rund­bau, die eigent­li­che Hüt­te, mit recht­ecki­gem Anbau (Lager- und Sor­tier­haus), ganz rechts Schleiferei
Rui­ne – ehe­ma­li­ger Rund­bau der Glashütte

Kirch­lich gehör­te Holst­hum seit dem Mit­tel­al­ter zur Kir­che St. Micha­el Schank­wei­ler. 1810 bau­ten die Holst­hu­mer im Dorf eine Fili­al­kir­che St. Mariä Him­mel­fahrt und St. Rochus, die 1941 anstel­le von Schank­wei­ler zur Pfarr­kir­che erho­ben wurde.

Franzosenzeit und Rheinprovinz

1794 wur­de Luxem­burg von den Fran­zo­sen erobert, und damit auch Holst­hum für etli­che Jah­re ins fran­zö­si­sche Wäl­der­de­par­te­ment ein­ge­glie­dert. Die Grund­herr­schaft wur­de durch Frank­reich auf­ge­ho­ben und die Inha­ber der Stock­gü­ter nun Eigen­tü­mer ihrer Häu­ser und Äcker. Die Herr­schaft und Gerichts­bar­keit Schank­wei­ler (mit Holst­hum) wur­de schliess­lich 1801 in die neue Bür­ger­meis­te­rei Schank­wei­ler über­führt, wel­che ab 1816 zu der neu gebil­de­ten, preus­si­schen Rhein­pro­vinz gehör­te. Die Bür­ger­meis­te­rei Schank­wei­ler kam 1909 zum Amts­be­zirk Wolsfeld.

Nachkriegszeit und vereintes Deutschland

Nach dem Zwei­ten Welt­krieg gehör­te Holst­hum zur fran­zö­si­schen Besat­zungs­zo­ne, 1946 kam die Gemein­de mit dem Regie­rungs­be­zirk Trier zum neu gegrün­de­ten Land Rhein­land-Pfalz. Das neue Bun­des­land Rhein­land-Pfalz war ab 1949 Teil der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land. Die im Krieg stark beschä­dig­te Kir­che wur­de 1966 ver­än­dert wie­der auf­ge­baut. Aus einem Ver­bands­platz ent­wi­ckel­te sich der Sol­da­ten­fried­hof Holst­hum als Ruheort für 243 im Zwei­ten Welt­krieg gefal­le­ne Sol­da­ten aus ganz Deutsch­land. Die Mecha­ni­sie­rung in der Land­wirt­schaft, Flur­be­rei­ni­gung, auf­kom­men­der Tou­ris­mus und die Nähe zu Luxem­burg tru­gen zur wirt­schaft­lich güns­ti­gen Ent­wick­lung der Orts­ge­mein­de bei. Holst­hum gehör­te seit der Ver­wal­tungs­re­form 1969/70 zur neu geschaf­fe­nen Ver­bands­ge­mein­de Irrel, seit 2014 zur neu geschaf­fe­nen Ver­bands­ge­mein­de Südeifel.

Sol­da­ten­fried­hof Holsthum

Die Sei­te Geschichte.Holsthum.de beglei­tet die 2017 erschie­ne­ne Publi­ka­ti­on
Holst­hum – Ein Dorf in der Süd­ei­fel
und ent­hält Doku­men­te, Bil­der und Kar­ten zur Geschich­te Holsth­ums.
Sie­he auch → För­der­ver­ein Geschich­te und Kul­tur Holst­hum e. V.
https://www.kulturverein-holsthum.de/

Literatur und Quellen

Fran­çois Decker, Jean-Clau­de Mül­ler: Reges­ten des Archivs der Her­ren von Bour­scheid. 1224–1558. Koblenz 1989.

Josef Dree­sen: Die Glas­hüt­te in Holst­hum bei Bit­burg. Neuss 1990.

Faust, Sabi­ne: Das Wohn­haus des römi­schen Guts­ho­fes bei Holst­hum (Kreis Bit­burg-Prüm), in: Bei­trä­ge zur Geschich­te des Bit­bur­ger Lan­des 1/1995, S. 26 – 32.

Geschich­te der Orts­ge­mein­de Holst­hum. Vir­tu­el­les Archiv, http://geschichte.holsthum.de/ (abge­ru­fen am 30.03.2024).

Sieg­fried Gollub: Stein­zeit­li­che Fun­de im Gebiet um Holst­hum, Kreis Bit­burg-Prüm, in: Trie­rer Zeit­schrift (35) 1972, S. 5–87.

Holst­hum – Ein Dorf in der Süd­ei­fel. hrsg. von der Orts­ge­mein­de Holst­hum. Neu­erburg 2017.

Ernest Domi­nik Laeis: Die Stock- und Vog­tei­guts-Besit­zer der Eifel und der umlie­gen­den Gegen­den wider ihre Gemein­den in Betreff strei­ti­ger Wal­dun­gen. His­to­risch-juris­ti­sche Dar­stel­lung merk­wür­di­ger Rechts­fäl­le, nebst ihren Ent­schei­dun­gen und Bele­gen. Band 2. Trier 1831.

Wer­ner Laeis: Chro­nik der Fami­lie Laeis. Typo­skript. Köln 1982.

Ernst Wacken­ro­der: Die Kunst­denk­mä­ler des Krei­ses Bit­burg. Düs­sel­dorf 1927.